Meinung & Analyse

Revolution am Lenker: Ampel führt Blinker für Fahrräder ein

Radfahrer, die beim Abbiegen den Arm ausstrecken und Handzeichen geben, sieht man immer seltener. Die Bundesregierung will nun für alle Räder Blinker einführen. Auch eine „Warnblinklichtfunktion“ ist geplant.

Nanu, ein Blinker am Fahrrad? Das soll nach Plänen der Bundesregierung künftig Standard sein.

Nanu, ein Blinker am Fahrrad? Das soll nach Plänen der Bundesregierung künftig Standard sein. Foto: Arne Immanuel Bänsch

Das ist eine kleine Revolution am Drahtesel: Nach Informationen unserer Redaktion will die Bundesregierung Blinker für alle Fahrräder einführen. Und das schon bald, denn die notwendigen rechtlichen Änderungen sollen in den nächsten Wochen vorliegen. Experten bewerten das Vorhaben weitgehend positiv.

„Die Bundesregierung beabsichtigt, Vorgaben für optionale Fahrtrichtungsanzeiger an allen Fahrrädern mit der geplanten Neufassung der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung einzuführen.“ So steht es in der Antwort auf eine jüngst gestellte, parlamentarische Anfrage, die unserer Redaktion vorliegt. Verpflichtend werden die Blinker zwar nicht, aber die Regierung hebt das bestehende Verbot auf und regelt die Zulassung von Leuchten etwa mit Akkutechnik, die an den Lenkerenden befestigt werden können.

Regierung will auch „Warnblinklichtfunktion“ einführen

Derzeit dürfen „Fahrtrichtungsanzeiger“ nur bei mehrspurigen Fahrrädern und Rädern mit einem Aufbau verwendet werden. Dies ist zum Beispiel bei Fahrradrikschas der Fall, bei denen die Handzeichen beim Abbiegen teilweise oder auch ganz verdeckt werden. Zugleich will die Regierung laut Papier auch eine „Warnblinklichtfunktion“ regeln, falls es zu einem Sturz kommt. Die notwendige Reform der Zulassungsordnung soll noch in diesem Monat auf den Weg gebracht werden.

ADFC begrüßt die Pläne der Regierung

Experten gehen davon aus, dass bewusst gewählte Fahrradblinker konsequenter benutzt werden – öfter jedenfalls als das häufig unterlassene Handzeichen. Bisher gilt, wer mit dem Rad abbiegt, muss je nach Richtung den linken oder rechten Arm ausstrecken. Ansonsten droht ein Bußgeld von zehn Euro. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) begrüßt das Vorhaben. Rechtsexperte Roland Huhn sagte unserer Redaktion: „Fahrtrichtungsanzeiger sind vor allem bei Dunkelheit besser erkennbar als das Handzeichen und bleiben auch tagsüber während des gesamten Abbiegevorgangs wirksam, bei dem oft beide Hände zum Betätigen der Bremsen benötigt werden.“ Besonders beim Linksabbiegen komme es häufig zu folgenschweren Zusammenstößen, weil Radfahrer übersehen würden, ergänzte Huhn.

Unfallrisiko soll deutlich gesenkt werden

Mathias Stein, Experte für Fahrradpolitik der SPD-Bundestagsfraktion, betonte ebenfalls, im Straßenverkehr sei es unerlässlich, die anderen Verkehrsteilnehmer so eindeutig wie möglich über die eigenen Absichten zu informieren. „Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, dass Fahrradfahrende dafür künftig auch elektrische Fahrtrichtungsanzeiger an ihren Rädern nutzen dürfen.“ Angesichts steigender Unfallzahlen mit Radbeteiligung müsse der Aspekt des Abbiegens künftig auch im Rahmen von Verkehrssicherheitskampagnen thematisiert werden, ergänzte Stein. Der Fahrradpolitiker der FDP-Fraktion, Valentin Abel, erklärte auf Nachfrage, Ziel sei es, das Unfallrisiko - gerade an Gefahrenstellen - für Radler deutlich zu senken. „Dazu gehören unterschiedliche Lösungsansätze, wie die Einführung von Fahrradblinkern.“

Grünen-Politiker sieht Vorhaben mit Skepsis

Skeptisch äußerte sich hingegen der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stefan Gelbhaar: „Blinker an normalen Straßenrädern werden die Verkehrssicherheit nicht erhöhen.“ Sie seien meist zu schmal, um die Richtungsanzeige wahrnehmen zu können. Sinnvoll sei eher eine gute Radverkehrsinfrastruktur und „gerade innerorts hilft Tempo 30, Unfallrisiken und Unfallschäden deutlich zu reduzieren“. Die bisherigen Verbote von Blinkern brauche es allerdings auch nicht, so Gelbhaar zu unserer Redaktion.

Hagen Strauß

Autor

Hagen Strauß wurde 1968 in Dortmund geboren und studierte in Münster. Sein Volontariat absolvierte er bei der „Westfälischen Rundschau“. Danach arbeitete er als freier Korrespondent zunächst in Bonn und dann in Berlin für verschiedene Regionalzeitungen. 2001 wechselte Hagen Strauß zur BMS und berichtet und kommentiert heute auch für die NORDSEE-ZEITUNG und NORD|ERLESEN. Als Korrespondent betreut er schwerpunktmäßig die Unionsparteien CDU und CSU, sowie die Innen-, Bildungs- und Verkehrspolitik.

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