An der Tür ein Kranz mit Anker, Steuerrad und Muscheln, vor der Tür eine Matte mit Anker, Steuerrad und Muscheln. „Ich werde bestimmt gleich seekrank“, sagt die Freundin aus dem Rheinland grinsend, bevor sie die Tür zur Ferienwohnung aufschließt. Und tatsächlich: Auch diese Vermieterin hat üppig dekoriert - mit allem, was Binnenländer mit Norddeutschland so verbinden. An den Wänden hängen Bilder mit Kuttern, Segelschiffen und Deichen, ein Wattenmeer-Kalender und ein Ton-Seebär mit Quetschkommode. Auf der Fensterbank liegen Porzellan-Rettungsringe, Kompasse und Robben schmücken Sofakissen, auf dem Tisch stehen Muschel-Kerzenhalter. Der Fußboden erinnert an ein altes Segelschiff, die Gardinen an Seekarten, am Balkon baumelt ein Fischernetz, als Kleiderhaken dienen Mini-Steuerräder. Dann Leuchttürme auf Bettwäsche und Handtüchern, Muscheln auf Geschirr und Servietten, Ton-Seesterne auf der Klospülung. „Man greift zur Reling und hört Meeresrauschen“, amüsiert sich die Rheinländerin. Auch an Kurzweil ist gedacht: CDs mit Shantys liegen parat, norddeutsche Krimis und der unverwüstliche Roman „Der Seewolf“. Maritimer geht’s nimmer. Ob Dorum, Wremen, Spieka oder Cappel: In Ferienquartieren lebt das Klischee - Binnenländer wollen Norddeutschland und bekommen Norddeutschland. Und Vermieter dekorieren maritim, was das Zeug hält. Aber dass norddeutsche Menschen ständig Shantys summen, Krabbenbrötchen vertilgen und in Matrosenanzügen herumlaufen, ist nun wirklich Seemannsgarn - snack bloots keen dumm Tüch.