Ich lerne Jolante bei einem Besuch auf Spiekeroog kennen. Sie ist Polin, mit einem Haus in den Niederlanden und lebt auf der Insel, „nur für drei Jahre, dann ist der Vertrag abgelaufen“, sagt sie. Ihre Aufgabe ist die Projektleitung für die Renovierung der Strandhalle. In dem Gebäude befindet sich außerdem die Gin-Bar von Mirko. Der hat inzwischen eine eigene Kaffeesorte kreiert. Eine Tasse kostet 5 Euro. Insel-Zuschlag.
Nur etwa 200 Meter von der Bar entfernt rauscht das Meer. Kilometerlanger weißer Sandstrand, einsame Dünen. Inseln haben oft etwas Magisches. Allein die tidenabhängige Überfahrt macht die Ostfriesischen zu einem exklusiven Ziel. Kaum erreicht das Boot den Hafen, strömen die Menschen von Bord. Sie rollen ihr Gepäck den Sluurpad oder rechts ab den Wüppspoor entlang, vorbei an Backsteinhäusern und Dünengärten. Kein Auto weit und breit.
Beim Inselbäcker gibt es den Kaffee-to-go nur im Pfandbecher. Jolante wird irgendwann zurückgehen nach Leeuwarden. Ich erzähle, dass ich vor etlichen Jahren in Groningen, einer Nachbarstadt, studiert habe. Jetzt ist sie kaum noch zu halten. Leeuwarden ist das Sibirien der Niederlande, sagt sie. Kaum jemand verirrt sich dorthin, ganz anders als nach Spiekeroog. Trotzdem, also trotz der zahlreichen Besucher im Sommer, gehört die Insel zu den dunkelsten Orten Deutschlands mit geringer Lichtverschmutzung. Die öffentliche Beleuchtung wird absichtlich reduziert, damit die Sterne besser leuchten können. Inseln sind eben anders.